320 Xm. §. 12. Höchster Glanz und Zerfall des Khalifenreichs.
es, den größten Theil von Klein-Asien zu erobern, und seine Flotte
erschien auf's Neue vor Constantinovel (803). Nur durch einen jähr-
lichen Tribuí von 70,000 Goldstücken konnte die gänzliche Vernichtung
abgewendet werden. Während nun der Kaiser des einst so gewalti-
gen Römerreiches sich also vor ihm beugte, thronte der stolze Khalif
in märchenhafter Herrlichkeit zu Bagdad. Man meint, in eine ganz
andere Welt versetzt zu sein, wenn man liest von seinen strahlenden
Palästen, seinen Rosenhainen, seinen Schatzhäusern, seinen Sklaven-
heeren, seinen klugen und übermüthigen Beamten, seinen von unend-
lichem Luruö strotzenden Bazars, seinen Akademieen, die von Ge-
lehrten wimmelten, seinen Dichterspielen, zu denen die berühmtesten
Künstler von nah und fern herbeiströmten. Denn eben dieser Khalif
und seine Söhne waren es, welche ganz absonderlich die wissenschaft-
liche und künstlerische Bildung der Unterthanen begünstigten, Schulen
errichteten, Uebersetzungen anfertigen ließen, zu mathematischen, astro-
nomischen und medicinischen Studien aufforderten und sich selbst mit
gelehrten Untersuchungen gern beschäftigten. Ganz die gleiche Er-
scheinung nahmen wir bei den Nachfolgern des Abderrhaman in
Spanien wahr. Mit Bagdad wetteiferte Cord ova an Glanz und
Ueppigkeit und feiner Bildung. Aber freilich hier wie dort war es
nur eine Bildung des Aeußern des natürlichen Menschen. Nur auf
die Dinge dieser Welt war alles Sinnen und Streben gerichtet, mochte
es sich auch in das geistigste Gewand kleiden. Es waren doch immer
nur irdische Genüsse, die man suchte. Die verfeinerte Sinnlichkeit
feierte in jenem zauberhaften Schimmer, der den Khalifenthron um-
gab, ihre höchsten Triumphe; und daneben stöhnte die roheste Genuß-
sucht ihren thierischen Leidenschaften. Schon trug das Reich den Stem-
pel seines unausbleiblichen Unterganges in lesbaren Zügen auf der
Stirn. Unter den langen zerrüttenden Streitigkeiten, in denen Ha-
run's Söhne in Asien, Haschem's Ii. Vessire in Spanien sich be-
fehdeten, brachen beide Reiche in unzählige Stücke. Ueberall erhoben
sich unabhängige Statthalter, Sultane und Jmame, Könige und Emire,
und bald war der stolze Titel Khalif eben nur noch ein Titel ohne
Ansehen, Macht und bestimmenden Einfluß. Alle ihre Herrlichkeit
war wie des Grases Blume.
Wir würden uns aber sehr irren, wenn wir meinen wollten, der
oben erwähnte äußere Glanz und ausgesuchteste Sinnengenuß hätte
mildernd und sänftigend auf den Charakter der Moslemen einge-
wirkt. Auf ihre äußere Erscheinung und Benehmen allerdings, aber
nicht aus Herz und Gemüth. Unter aller Pracht und Herrlichkeit blieb
dieselbe rohe Leidenschaftlichkeit, namentlich brach die grausamste Ty-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Cord
Extrahierte Ortsnamen: Bagdad Spanien Bagdad Asien Spanien
542 Xxiv. §. 7. Gegenreformation in Polen und Oestreich.
nig hätten setzen können. Sie versäumten es, und schnell waren die
Jesuiten am Platz und wußten Ohr und Herz des katholischen Kö-
nigs einzunehmen. Durch die Maßregeln, die König Sieg-
mund Iii. *) ergriff, wurde die protestantische Bewegung in Polen
zum Stehen gebracht, der Katholicismus erlangte wieder die Obmacht,
bald waren alle geistlichen und weltlichen Aemter nur noch von Katho-
liken besetzt, sämmtliche Pfarrkirchen wurden den Evangelischen wieder
entrissen, der junge Adel ward in der Schule der Jesuiten gebildet;
ohne auffällige Gewaltsamkeit ging die Gegenreformation unaufhaltsam
von Statten. Anders in dem Nachbarlande, in Oestreich. Dort
schrak man vor den schlimmsten Gewaltthaten nicht zurück. Durch die
Thronbesteigung des Kaisers Rudolf Ii. (1576) war daselbst ein
völliger Umschwung eingeleitet worden. Hatte sein Vorgänger, Kai-
ser Mar Ii., die Protestanten eher begünstigt, so trat der in Spanien
erzogene Rudolf durchaus in die Fußftapfen seines spanischen Oheims.
Als ein eifriger Katholik begünstigte er die Jesuiten, stellte die längst
abgekommenen Processtonen wieder her, versah die Feier des katholi-
schen Gottesdienstes wieder mit allem frühern Pomp, reinigte seine
Hauptstadt und dann sämmtliche kaiserliche Städte von den protestan-
tischen Predigern, entfernte die protestantischen Bürger aus ihren Aem-
tern, nahm die protestantischen Bücher weg und brachte auf diese
Weise eine Anzahl Städte und Märkte in Unteröstreich zum Uebertritt.
Aber die Masse der Bevölkerung und sonderlich der Adel war doch
zu entschieden protestantisch, als daß man mit diesen Mitteln hätte
durchdringen können. Auch in Salzburg, auch in Steiermark, wo
des Kaisers Vetter, Erzherzog Karl, die Regierung führte, wurden
dieselben Maßregeln versucht. In Salzburg wurde das entschie-
denste Mittel angewendet. Der Erzbischof jagte 1588 um die Win-
terzeit alle Evangelischen aus dem Lande. In den Nachbarprovin-
zen suchte man sie durch schwere Bedrückungen zum römischen
Glauben zurückzuführen. Es gelang doch nicht auf nachhaltige Weise.
Nach dem Tode des Erzherzogs Karl war Alles wieder protestantisch
geworden. Als sein Nachfolger, Erzherzog (später Kaiser) Ferdi-
nand Ii., nachdem er zu männlichen Jahren gekommen, 1596 die Re-
gierung in Steiermark übernahm, soll er i* seiner Hauptstadt Grätz
*) Dieser Siegmund war ein Sohn des eben genannten schwedischen Königs
Johann Ii. Wegen seines katholischen Bekenntnisses wurde er vom schwe-
dischen Thron ausgeschlossen, und konnte ihn auch mit den Waffen in der
Hand nicht wiedergewinnen.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Rudolf Rudolf Karl Karl Karl_war_Alles Karl Siegmund Johann
Xxv. §. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft. 608
Gewalt nicht von oben her, sondern von unten aus dem Willen des
Volkes stamme, und durch den Willen des Volkes, d. h. durch Kopf-
zahlabstimmung jeden Augenblick verändert werden könne. So hatte
Napoleon schon bei seinem Regierungsantritt ein paar Volksabstim-
mungen veranstaltet und die lächerliche Komödie aufgeführt, sich sein
eignes glühendstes Verlangen durch den Willen des (dazu commandir-
ten) Volkes gleichsam aufbringen zu lassen. Indem er sich selbst jeden
Augenblick als den ersten Diener und Wohlthäter des Staats be-
zeichnete, und die früheren Könige als Tyrannen, hatte jedes Kind den
ungeheuren Unterschied erkennen können zwischen einem solchen Diener,
vor dem sein eigner Herr (das französische Volk) sich zitternd beugen
muß, und einem Tyrannen, wie Ludwig Xvi., der uin seiner schwa-
chen Gütigkeit willen von seinen herrgewordenen Knechten umgebracht
war. Und wie lächerlich war dieser kaiserliche Diener des Staats
bemüht, in allen äußeren Kleinigkeiten die königlichen Tyrannen
nachzuahmen. Wohnte er doch in denselben Schlössern, ordnete die-
selben Audienzen, Jagden, Gastmähler und Festlichkeiten an, sammelte
dieselbe oder eine noch glänzendere Dienerschaft um sich her, hielt über
einer genau ausgearbeiteten Hofordnung (Etikette) auch in den klein-
lichsten Dingen, ja nahm sogar beim Schauspieler Unterricht, wie er
seine Handbewegung und Geberdenspiel in recht königlicher Weise ein-
zurichten habe. Was hätte er darum gegeben, wenn er selbst ein ge-
borener König gewesen wäre, statt ein Emporkömmling zu sein.
§. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft.
Mit tiefem Schmerz müssen wir nun dazu schreiten, das Bild
unseres Vaterlandes in seiner allertiefsten Erniedrigung vor unseren Au-
gen aufzurollen. Deutschlands Herrlichkeit, das haben wir schon
oster bemerkt, war mit der Herrlichkeit der Kirche emporgestiegen
und zu Grunde gegangen, hatte dieselbe Zerspaltung erfahren, wie
die Kirche, und war in Folge der kirchlichen Kümpfe zerrissen, ver-
wüstet, den Fremden preisgegcben, verhöhnt und zertreten. Fortan
hatte der zerbrochene, aus allen Gelenken gerissene Reichskörper jede
Widerstandskraft verloren. Von Alters her war das deutsche Reich
ein Lehenstaat gewesen. Daö Lehenwesen kann aber ohne lebendige
christlich sittliche Grundlage nicht bestehen. Das deutsche Reich war
ohne alle innere Einheit, die 100 deutschen Fürsten und eben so viel
Grafen und halb so viel Reichsstädte und etwa 40 reichsunmittelbare
Prälaten waren durch keinerlei inneres Band mehr zusammengehalten,
erschienen als ein Haufe kleiner zusammengewürfelter Gebiete, ohne
alle wirkliche Zusammengehörigkeit. Daö Kaiserthum war ein blo-
ßer Titel geworden, der Kaiser und sein Reichshofrath besaßen weder
Macht noch Einkünfte, außer den Taren, welche die Gutwilligkeit ein-
v. Rohden, Leitfaden. 39
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_Xvi Ludwig
636
Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze.
des im Kriege Zerstörten fingen sie an. Es mußte ja geeilt werden,
all den erlittenen Schaden wieder zu ersetzen. Da regte sich's in
allen den so lange versperrten Seehäfen mit tausend Händen, da be-
deckten die Waarenzüge wieder die Straßen, da wurden aller Orten
neue Verkehrswege eröffnet. Mit Steinstraßen und Chausseen, mit
Güterwagen und Schnellposten fing man an, bald schritt man (in
Deutschland seit 1836) zu Eisenbahnen und Dampfschiffen fort, und
wie im Umsehen bedeckten sich alle Meere, bedeckten sich alle Länder,
auch unser Vaterland mit jenen dampfenden Kolossen, und die Dampf-
kraft ward der Hebel aller neuen Unternehmungen. Da entstanden
die riesigen Bauten der Canäle, der Tunnels, der Viaducte, der Bahn-
höfe, der Schmelzereien und Brennereien und die Tausende von Fa-
brikgebäuden, die selbst die Militärcasernen noch an Größe, aber auch
an Einförmigkeit übertreffen. Und welch ein Lurus neben der zu-
nehmenden Verarmung in den großen Städten! Welche Prachtgebäude,
welche Malereien und Bildhauerwerke! Alle Künste und Kunstfertig-
keiten fingen an sich zu regen. Welch nie erlebter Glanz der Thea-
ter, der Concertsäle, der Bälle, der Ballette, der Vergnügungslocale
aller Art; welche Sehenswürdigkeiten wurden aller Orten zur Schau
gestellt! Bald sollten die großen Ausstellungen in den Hauptstädten
folgen, die in der Londoner und Pariser Weltausstellung gipfelten.
Dazu die jährlich sich mehrenden Versammlungen der Gelehrten, der
Sänger und Künstler und Schriftsteller, der Beamten, der Landwirthe,
der Industriellen, die immer neu sich drängenden Erfindungen — Gas-
erleuchtung, Lichtbilder, Schnellpresse, Schnellschreibekunst (Stenogra-
phie) und die wunderbare Entdeckung der elektrischen Telegraphen, mit
Allem, was sonst noch Neues und Wunderbares erfunden und in be-
schränkteren Kreisen zur Anwendung gebracht ist. Wozu die Welt
sonst Jahrhunderte gebraucht hätte, das wird jetzt in Jahrzehenden ge-
leistet. Die Zeit eilt, aber Niemand will merken, daß sie zum Ende
eilt. Das wohl verwaltete, mit väterlicher Sorgfalt regierte Preu-
ßen war in allen Unternehmungen, die zur Hebung des deutschen Gc-
sammtwohlstandes dienen konnten, voran. So wie in Preußen das
Schulwesen sammt Seminarien und Universitäten zur höchsten Ent-
wicklung gelangten, und Alles, was zur Erleichterung des Verkehrs
nöthig war, am ehesten durchgeführt wurde, so ging auch von Preu-
ßen die Idee des großen Zollvereins aus, welcher 1829 mit wenigen
süddeutschen Staaten geschlossen ward, nun aber schon ziemlich ganz Deutsch-
land uinsaßt und eine Großmacht in der Handelswelt geworden ist.—
Unter allen diesen Herrlichkeiten entwickelten sich jedoch sehr
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Vii. §. 8. Zeugnisse aus den Trümmern Ninive's. 81
fürst in Babylon: Nabopolasfar, verbunden, und vor der vereinig-
ten Macht der beiden Fürsten sank das stolze Ninive in den Staub.
Auch bei dieser letzten Eroberung Ninive's wird wieder erzählt, was
bei jener andern Eroberung 200 Jahre früher geschehen sein soll, näm-
lich daß der letzte König sich selbst mit seinem Palast verbrannt habe.
§. 8. Zeugnisse aus den Trümmern Ninive's.
Wie wunderbar nun, daß gerade in unseren Tagen die lang ver-
schüttete Pracht des alten Ninive aus ihrem mehrtausendjährigen
Grabe wieder auferstehen muß. Etliche unscheinbare Erdhügel in der
Gegend von Mosul am Tigris, die von wißbegierigen Engländern
und Franzosen angestochen und aufgegraben wurden, erwiesen sich der
verwunderten Welt als die Ueberrefte der ungeheuren Prachtstadt.
Da entdeckten sich vor den erstaunten Augen die weitgestreckten stun-
denlangen Paläste mit ihren Marmorsälen, voll der alten Vasen, Ge-
räthschaften, Waffen, Bildwerke und werthvoller Documente. Da sah
man in den ungeheuren Schilderungen das ganze Treiben des Hofes
und des Volkes vor sich aufgerollt, Wagen und Reiter, Herren und
Sklaven, Jagden und Spiele, Belagerungen und Triumphzüge, Schlach-
ten und Siegesfeiern, Gesandtschaften, Steuerablieferungen, Huldigun-
gen von zwanzig und dreißig verschiedenen Völkerschaften, Bauarbei-
ten, Aufrichtung ungeheurer Kolosse, — und daneben fand man die
Kolosse selber, wunderliche Figuren, Löwen mit Menschengesichtern,
geflügelte Ochsen mit Menschenköpfen, Personen mit Flügeln und
Vogelköpfen, und was sonst die wilde ungeheuerliche Phantasie des
Orients sich für Mischgestalten aus verschiedenen Geschöpfen zusam-
menzusetzen pflegt. Wie die Sachen selbst, so sind auch die Darstel-
lungen zwar gewaltig, ja großartig, aber fast niemals ansprechend,
lieblich, reizend. Der Charakter dieser Bildwerke gleicht im Wesent-
lichen dem der alten Denkmäler Aegyptens, und man sieht, daß die
Cultur der alten Assyrer eben so wie die der Aegypter von der un-
gebändigten Kraft der hamitischen Stämme ihren Anfang und ihre
Entwicklung genommen hat.
Ein neuerer Gelehrter läßt sich über den Eindruck dieser Trüm-
merhaufen also vernehmen: dem Volke Gottes gegenüber, das von
Gott in die Mitte der Heiden gesetzt wür, damit es in der Welt,
nicht von der Welt sein sollte, war Assur ein Volk ungebeugten
Vertrauens auf seine rohe Gewalt, das gleichsam geboren war zum
Beherrschen und Bezwingen, das Volk der vernichtenden Selbst-
sucht, sowie Aegypten das Volk der verführenden weltlichen Lust w'ar.
Aber wie ist doch alle Pracht und Herrlichkeit Asfur's so gänzlich zu
Grunde gegangen. Kaum hat inan hier und da ein vergessenes
Geschmeide unter den Kohlen und dem Schutte wieder gefunden. Aus
v. Rohden, Leitfaden. 6
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Ix. §. 7. Erster Zusammenstoß des Orients mit dem Occident. 111
Alles rief eine Gährung und Bewegung im Innern des ungeheuren
Reichs hervor, die zur gesunden Entwickelung desselben unumgänglich
erforderlich schien. Aber gerade da der erste Zusammenstoß der gewal-
tigen Weltmacht des Orients mit den geringen aber begeisterten
Kräften des Abendlandes erfolgte, legten die persischen Monarchen
die letzte Hand an die Ausprägung des orientalischen Wesens, wel-
ches von da an in starrer Abgeschlossenheit dem beweglichen Spiel
der griechischen Kräfte gegenüber trat- Was im medischen König-
reich bisher als Hofsitte und Staatsrecht gegolten hatte, das ward
jetzt als Gesetz und Recht für das ganze Weltreich festgestellt. Der
König war über allem Gesetz, er war der fleischgewordene Gott, dem
seine Unterthanen unbedingte göttliche Ehre erwiesen. Sein Wille
war höchstes Gesetz und unabänderlich, ja so unabänderlich, daß er
selber einen Befehl, der ihm nachher leid ward, nicht wieder zurück-
nehmen konnte (vgl- Esther). Rings um ihn her waren nur Sklaven,
die vor dem Wink seiner Augen zitterten. Die höchsten Würdenträger
des Reichs, ja die königlichen Prinzen waren nur etwas vornehmere
Sklaven als die übrigen Unterthanen. Unerreichbar den Augen und
den Bitten seiner Unterthanen, thronte der vergötterte Monarch in
dem Innern seiner weitläufigen und prachtvollen Schlösser. Wer
ungerufen vor ihn kam, mußte sterben. Die strengsten Vorschriften
regelten das feierliche Hofleben. Jeder Lebensact, jede noch so
gewöhnliche Verrichtung mußte nach gewissen Regeln in cerimoniöser
Weise vollzogen werden. Aber unter aller dieser Herrlichkeit und
Feierlichkeit trieb die Sünde der Wollust und Unzucht, der Unnatur
und Blutschande, der Gemeinheit und Schamlosigkeit am persischen
Hofe, die Ohrenbläserei, der Neid, die Tücke, die Lüge, der Mord,
ihr greuliches Spiel. Das Hofleben verbreitete einen Gifthauch um
sich her. Und wie der Hof in der großen Neichshauptstadt zu Susa
(abwechselnd Babylon, Ecbatana u. s. w.) den Ton angab, so erklang
das Echo aus allen Provinzhauptstädten der Satrapieen, in welche
Darius sein Reich getheilt hatte. Jeder Satrap spielte den Gott
und Herrn der Welt im Kleinen und ahmte auf's Genauste die Pracht
und das Cerimoniell des Hofes nach. Also, in Summa, höchste
Pracht und Herrlichkeit, schimmerndes Wohlleben, kolossale Leistungen
der Massen, ohne einen sittlichen Hintergrund und ohne wahrhaft
künstlerische Begabung, allgemeines Gieren nach Sinnengenuß,
schändliche Befriedigung fleischlicher Lüste, leidenschaftliche Erregung
und unglaubliche Anstrengung, um den Sinnenkitzel bis auf's Höchste
zu treiben, und daneben träge Ruhe, stumpfe Gleichgültigkeit, dum-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz]]